Montag, 5. September 2022
Von Inés Mateos, Vorstandsmitglied INES
Inés Mateos trifft Ivana Kvesić zum Interview in ihrem neuen Atelier im hippen Zürcher Industriequartier. Kennengelernt hat sie sie mit ihrer eindrücklichen Abschlussarbeit «DER UNSICHTBARE RUCKSACK» am Hyperwerk in Basel. Darin fokussiert Ivana auf ihren eigenen unsichtbaren Rucksack: Sie taucht ein in ihre Vergangenheit und beschäftigt sich mit der Migrationsgeschichte ihrer Familie sowie mit der Geschichte Ex-Jugoslawiens und der Schweiz. Dafür unternimmt sie eine Reise mit ihrem damals 82-jährigen Vater nach Bosnien und Herzegowina: Er zeigt ihr seine Heimat und wie sie ihn geprägt hat.
Während der Reise sammelt Ivana Gegenstände, filmt, fotografiert und schreibt die Geschichte der Familie chronologisch auf. In dieser künstlerischen Auseinandersetzung wird der Inhalt von Ivanas unsichtbarem Rucksack sichtbarer, spürbarer, lesbarer und realer: Er ist geprägt durch Kriegstraumata und durch die Folgen von Migrations- und Integrationskonflikten.**
Inés: Der «DER UNSICHTBARE RUCKSACK» so der Titel Deiner Abschlussarbeit im Hyperwerk. Was war der Ausgangspunkt, um in der eigenen Geschichte, im eigenen Rucksack zu wühlen?
Ivana: Mir ging es darum herauszufinden, wie man geprägt wird vom Umfeld, von den Eltern. Was bedeutet die eigene Migrationsgeschichte? Mir ging es um die Selbstreflexion meiner Biografie. Gleichzeitig gab es da eine grosse Angst, mich dem Unbewussten, was da an die Oberfläche kommen würde, zu stellen. Es war mir klar, dass das nicht oberflächlich gehen würde.
Es war klar, dass es darum ging, der Realität ins Auge zu sehen. Sich dem Gefühl der Unsicherheit zu stellen. Auch den schmerzhaften Erfahrungen, die ich als Migrantenkind in der Schweiz gemacht habe und die mich bis heute prägen. Da kommt mir meine Primarlehrerin in den Sinn, die mir sehr früh eingeredet hat, dass ich nicht schreiben kann. Da gibt es irgendwas in mir, das immer wieder sagt: Ivana, Du kannst nicht schreiben. Egal wie gross mein beruflicher Erfolg ist.
Die grösste Einsicht dieser ganzen Übung ist wohl, dass ich klar gemerkt habe, dass ich Teile eines transgenerationalen Kriegstraumas in mir trage. Meine Eltern sind Kriegskinder, sie wurden in den 2. Weltkrieg hineingeboren, und dann kam der Jugoslawienkrieg, der auch meine Jugend stark geprägt hat. Die Angst und die Unsicherheit sind so zu sagen in meiner Geschichte angelegt. Sich das einzugestehen hat vieles klarer gemacht.
Video Youtube: "DER UNSICHTBARE RUCKSACK" Excel-Tabelle
Inés: Ein konstitutiver Teil Deiner Arbeit bildet eine Excel-Tabelle. Darin hältst Du minutiös alle Informationen über die Vergangenheit chronologisch fest. Es gibt in dieser Excel-Tabelle einen Namen, der mir ins Auge gesprungen ist und der chronologisch ziemlich zu Beginn steht: Ivan Kvesić 1910. Was hat es mit ihm auf sich. Bist Du nach ihm benannt?
Ivana: In der Tat, ich bin nach meinen Grosseltern benannt: nach ihm (Ivan) und nach meiner Grossmutter (Ana). Das ergibt dann Ivana. Gleichwohl gibt es keine eigentliche connection zu diesen Grosseltern, weil ich sie kaum gekannt habe. Aber sie sind nicht nur Namensgeber für mich, sie markieren in irgendeiner Weise den Beginn meiner Geschichte, oder jedenfalls den meiner Eltern. Irgendwie trage ich ihre Geschichten in meinem Namen mit.
Als Kriegskinder war das Ansammeln von Waren und das Denken in Sicherheit für meine Eltern extrem prägend. «Du musst immer wieder aufstehen und weiterkämpfen» war etwas, was von meinen Eltern auf uns Kinder übertragen wurde. Wir sind in diesem Bewusstsein aufgewachsen. Mir hat das zuweilen die Luft zum Atmen genommen. Mein Vater kam aus ökonomischer Not als Saisonier in die CH. Er war eigentlich Student der Ingenieurwissenschaften, konnte aber nicht fertigstudieren. Stattdessen kam er als Arbeiter für eine Textilfabrik hierher. Eine Nachbarin in Zagreb half ihm Bewerbungsschreiben auf Deutsch zu schreiben, die er dann in die Schweiz schickte. Meine Mutter blieb in Zagreb zurück, wie das bei Saisonniers erzwungenermassen oft der Fall war. Meine Mutter war faktisch lange alleinerziehend. Später ist sie in die Schweiz nachgezogen mit meiner neun Jahre älteren Schwester.
Ich selber wurde in Zagreb geboren und kam schon mit vier Monaten in die Schweiz.
Inés: Du bist also auch eine klassische Seconda: den Migrationsentscheid nicht selber getroffen, den Migrationshintergrund aber angehängt bekommen.
Ivana: Ja, total. Meine Mutter war im Bewusstsein hier, dass wir bald wieder zurück gehen. Für sie war es schwierig hier Fuss zu fassen. Auch für meine Schwester war es nicht einfach anzukommen, vor allem hatte sie grosse Schwierigkeiten in der Schule. Ich hingegen hatte es einfacher in der Schule. Ich denke, das Rebellische hat mich irgendwie vorangetrieben. Meine Eltern beklagten sich, dass ich nicht viel erzählte im Vergleich zu meiner Schwester. Ich habe ja gemerkt, dass sie sehr belastet waren. Auch die Schichtarbeit meiner Eltern führte zu einer sehr frühen Selbständigkeit bei mir.
Es gab diesen enormen Erfolgsdruck von zu Hause aus und von den Lehrpersonen her war ich in Winterthur das Migrantenkind, dass sie am liebsten in die Sonderschule schicken wollten. Am Ende habe ich das Gymnasium in Zürich absolviert. Ich wollte unbedingt alles tun, was schweizerisch war. Zum Beispiel wandern. Ich habe meinen Eltern immer vorgeworfen, dass sie nicht mit uns wandern gingen. Ich wollte das tun, was «Schweizer» Familien tun.
Inés: Wie haben Deine Eltern darauf reagiert?
Ivana: Sie haben sich kaputt gelacht. Interessant ist aber, dass sie sich selber auch unbedingt integrieren wollten, wir wohnten zum Beispiel bewusst nicht in Ausländerquartieren, damit wir mit «Schweizer Kindern» zusammen sind. Das Verrückte war, dass meine Mutter immer Geburtstagsfestli mit anderen Kindern gemacht hat für mich, so wie es die «Schweizer» machen, aber dass ich selber nie zu anderen Kindergeburtstagen eingeladen wurde. Es gab da schon viel Rassismus, versteckten und offensichtlichen. Ich bin in der Zeit aufgewachsen, als «Jugos» extrem unbeliebt waren.
Inés: Wie war denn das Verhältnis zu Jugoslawien? Das typische Ferienland?
Ivana: In der Tat, ich erinnere die Ferienfahrten nach Jugoslawien mit überladenem Auto. Aber dann kam der Einbruch des Kriegs. Das veränderte alles. Meinen Vater hatte ich davor nie heulen gesehen, er war ständig am Telefon, auch meine Mutter und plötzlich gingen Freunde, die wir hatten, verloren. Sie wollten uns nicht mehr sehen. Wir sind trotzdem weiterhin nach Kroatien gereist, haben alles Mögliche an Waren runtergebracht. Haben Kleiderspenden organisiert. Alles drehte sich um den Krieg. Es war wahnsinnig schwierig ein Visum für die Schwester meiner Mutter zu bekommen.
Ich erinnere auch, dass es dann danach in den Ferien in Kroatien plötzlich ganz viele geflüchtete Menschen in der Feriensiedlung gab, in der wir immer waren. Und dass man am Abend die Lichter löschen musste und nicht mehr raus durfte. Die Familie meines Vaters musste flüchten. Meine Lieblingstante hat sich das Leben genommen, eine andere Tante landete in der Psychiatrie. Von meinen Reisen in den Balkan nach dem Krieg erinnere ich die zerbombten Häuser, überall die Minengefahr, die Massengräber. Die Einschusslöcher an vielen Orten sieht man heute noch. Das war eine sehr schwierige Zeit, wir waren zwar hier, aber der Krieg lastete auf unserer Familie. Wir haben gar nicht viel darüber geredet, aber es war in allem was wir taten in unserem Alltag präsent.
Inés: Du bist ja dann für Deine Arbeit mit Deinem 82-jährigen Vater nach Bosnien und Herzegowina gereist. Hat er da geredet?
Ivana: Mein Vater hatte in den 90ern nicht wirklich über den Krieg gesprochen. Man redete nicht über Gefühle. Überhaupt über sich selber zu sprechen oder über die Vergangenheit ist eine schwierige Sache bei uns. Deswegen war die Excelliste wie eine Eingebung: Von den Fakten ausgehend, konnten wir einigermassen auch über seine Gefühle reden. Es gab uns einen Rahmen, um miteinander zu sprechen.
Inés: Wie haben Deine Eltern reagiert, als Du ihnen gesagt hast, dass Du Deine Abschlussarbeit über Deine und auch ihre Geschichte machst? Die eigene Geschichte aufzureissen, auch die Migrationsgeschichte ist auch nach meiner Erfahrung ja keine einfache Sache, es kann auch sehr schmerzvoll sein, gerade für die erste Generation.
Ivana: Ich wollte zuerst alleine dahin und hab meine Eltern gefragt, wohin ich da muss, um was herauszufinden. Sie waren dagegen, dass ich alleine gehe. Es war so: «Du gehst nach Bosnien und Herzegowina, wir kommen gleich mit.» Obwohl sie nicht wirklich verstanden haben, was ich eigentlich wollte, wollten sie gleich mitkommen. Meine Mutter war aber zu der Zeit in medizinischer Behandlung, ich habe sie zu kurzfristig konfrontiert mit meinem Reiseprojekt und sie konnte nicht mit. Da kam mein Vater mit.
Wir waren davor nie zu zweit alleine unterwegs gewesen. Das war gewöhnungsbedürftig.
Ich habe meinen Vater ganz anders erlebt, als ich ihn in der Schweiz kannte, redselig mit allen Leuten. Er hat mich auch allen mit stolz vorgestellt, auch dass ich unserer Geschichte auf den Grund gehen will. Es war wahnsinnig anstrengend, weil wir auch seine Pläne verfolgen mussten. Er wollte seine Familie besuchen, dies und jenes. Gleichzeitig konnte er kaum laufen. Und ich wollte die grosse Liste mit all meinen Fragen abarbeiten. Er wusste so viel, auch mit klaren Jahreszahlen und Fakten, er hat es genossen, dieses Wissen weiterzugeben. Und ich kam an den Rand mit allen Informationen, die er zu erzählen wusste. Also fing ich eine Excel-Liste an, um wenigstens chronologisch Klarheit zu bekommen. Und als wir beide vor dieser Liste sassen, habe ich plötzlich gemerkt, dass die Liste noch eine ganz andere, weitaus wichtigere Funktion erfüllt. Es war sowas wie ein Tool, das alles objektiviert hat und gleichzeitig einen Zugang zu den Gefühlen meines Vaters ermöglichte.
Mit meiner Mutter machte ich danach bei der Rückkehr eine emotionale Nachbearbeitung der Liste. Sie hat sehr emotional auf alles reagiert. Meine Eltern haben verstanden, was ich damit will. Nun ist alles niedergeschrieben.
Inés: Die Excel-Liste ist ja nur ein Teil Deiner Arbeit. Man könnte sagen, der objektivierende Teil. Du hast aber von Deiner Reise auch Gegenstände mitgebracht, was sehr sinnlich Handfestes. Was hatte es damit auf sich?
Ivana: Ich habe in der Reisevorbereitung eine Liste angefertigt mit den Orten, von denen meine Eltern meinten, dass sie für sie wichtig waren. Als ich dann mit meinem Vater da war, habe ich Objekte aus diesen Orten mitgenommen, die irgendeine Bedeutung für meine Reise hatten. Ich habe gesammelt, das Objekt jeweils in eine Tüte getan und dazu geschrieben wann ich es wo gefunden habe. Das konnte alles Mögliche sein: ein Stein, eine Pflanze, ein Ast. Das Sammeln der Gegenstände hat erst im Nachhinein einen Sinn erhalten. Plötzlich war da auch etwas Haptisches, ein Geruch.
Ich hatte dann auch etwas in der Hand, ausser der Impressionen, der Bilder, der Erzählung. Eine Erinnerung. Ich habe etwas mitgenommen.
Inés: Was ist aus den Gegenständen geworden?
Ivana: Die Gegenstände sind noch bei mir. Also die, die nicht verrottet sind. Es gab dann auch eine Ausstellung in Zürich, wo ich jeweils ein Foto aus dem Ort und den Gegenstand zusammen ausgestellt habe. Zum Beispiel eine Plastikflasche in Mariaform aus einem Wallfahrtsort, an dem wir schon als Kinder waren. Theoretisch erzählen die Objekte für sich eine Geschichte. Ich wäre ja da gar nicht an den Orten gelandet, wenn mein Vater mich nicht hingeführt hätte. Die Orte sind für mich auch geblieben, ich denke ich werde da wieder hingehen.
Inés: Du hast Dein Projekt mit vielen Fragen überschrieben, z.t. auch mit sehr existentiellen Fragen. Wie viele Antworten hast Du bekommen?
Ivana: Ich habe Antworten erhalten auf gewisse Fragen, andere haben sich wie aufgelöst nach der Arbeit.
Video Youtube: "DER UNSICHTBARE RUCKSACK"
Inés: Ich habe ein paar Deiner Fragen rausgepickt, die mich auch im Hinblick auf das Thema der postmigrantischen Schweiz und der Mehrfachzugehörigkeit interessieren. Darf ich sie Dir nochmals stellen?
Ivana: Klar.
Inés: Du fragst Dich, wieso war ich nie Teil der Jugoszene?
Ivana: Ich wollte als Kind so unsichtbar wie möglich sein, und das hiess: so schweizerisch, wie möglich. Auf keinen Fall wollte ich Jugo sein. Hat nicht so viel genützt, weil ich wurde ja dennoch als Jugo identifiziert und auch ausgegrenzt. Ich fand auch meinen Namen schrecklich, weil er nicht neutral war, sondern eben ausländisch. Hab versucht die Jugo in mir zu bändigen, mich distanziert gegeben, andere nicht angefasst, versucht nicht zu gestikulieren, nicht so laut zu sein.
Im Studium gab es dann ein paar Leute aus Ex-Jugoslawien, mit denen ich mich sehr gut verstanden habe, aber so richtig habe ich mich in der Jugodisco dann auch nicht gefühlt. Die Abschlussarbeit hat mir geholfen mit meiner Herkunft anzuknüpfen, herauszufinden, wer ich bin, Zugehörigkeit zu empfinden, Liebe zu entwickeln dafür. Ich habe plötzlich begriffen, dass meine Herkunft ein grosses Geschenk ist. Ich bin jetzt stolz auf diese Herkunft. Ich bestehe auf die richtige Betonung meines Namens: Ivana, auf dem I betont! Aber bis fast 30 habe ich das im Wesentlichen unterdrückt. Es war zwiespältig, ich bin ja auch viel gereist im Balkan.
Inés: Du fragst auch, wieso spreche ich nicht besser kroatisch?
Ivana: Ich verstehe es relativ gut und rede es auch. Aber vom Vokabular her ist nur die Familiensprache ausgebildet. Beim Schreiben zum Beispiel mache ich Fehler. Ich merke, dass ich nie dort gelebt habe, dass mein Wortschatz restringiert ist. Die Sprache ist auch nicht so aktualisiert, weil ich es nicht so viel spreche. Aber eigentlich mag ich meine Muttersprache. Es ist ein Zuhause. Es ist nun fast etwas schade, dass ich so lange gebraucht habe, um meine Herkunft zu bejahen.
Inés: Eine Grundsatzfrage, die Du Deinem unsichtbaren Rucksack auch stellst, ist: Wieso versteckst Du so viel vor mir? Was waren denn überraschende Erkenntnisse aus dieser Reise in die Vergangenheit?
Ivana: Meine schönste Erkenntnis war wohl, dass ich meine Eltern besser verstanden habe. Ihre «ungesagten» Traumatisierungen durch mehrere Kriege habe ich da erst richtig gesehen. Der Vater von meinem Vater ist aus dem KZ zurückgekehrt. Aber er war völlig ausgedünnt und als er zurückkam hat er ein paar Tage und Nächte komplett durchgeschlafen. Sie wussten nicht, ob er es überleben würde und haben immer wieder nachgeschaut, ob er atmet. Meine Mutter hat schon als Kind Leute an der Brücke hängen sehen. Dann, als wäre das nicht genug, die Retraumatisierung durch den Jugoslawienkrieg. Hinzu kommt eine schwere Migrationsgeschichte, der Saisonierstatus, der unsere Familie auseinanderriss. Ich habe verstanden, weshalb sie so sind wie sie sind. Was sie alles erlebt haben, hat mich auch besser mich selber verstehen lassen. Irgendwie hat es bei mir zu Versöhnung und Akzeptanz geführt. Sie haben das getan, was sie konnten. Bildung ist das Wichtigste, was sie uns geben konnten, und sie haben sich sehr dafür eingesetzt.
In Zusammenhang mit der Ukraine kommt zur Zeit vieles wieder hoch. Auch Wut. Darüber, wie wir damals behandelt wurden. Die Ungleichbehandlung tut weh! Der Krieg in der Ukraine retraumatisiert gerade sehr. Mir stellt sich die Frage, weshalb die Schweiz es nicht schafft, menschlich zu allen zu sein. Ich habe in meiner Kindheit richtig krassen Rassismus erlebt hier. Auch wenn heute alle so tun, als wäre das damals nicht so gewesen.
Meine wichtigste Erkenntnis war das Gefühl: Es ist nun ok.
Wir haben alle so viel Scheiss erlebt im Balkan, und dann hier. Es ist nun ok entspannt zu sein. Einfach sein. Es ist irgendwie ein Druck von mir abgefallen, ständig alles perfekt zu machen, liefern zu müssen. Es ist verbindend, was wir erlebt haben. Der Jugoslawienkrieg ist in diesem Sinne auch eine kollektive Erfahrung. Jedenfalls für alle, die das nicht nationalistisch sehen. Das Kollektive verbindet, dass wir da durchgegangen sind, das Trauma verbindet.
Inés: Auch existentiell, diese beiden Fragen, die irgendwie ja auch zusammenhängen: Bin ich wirklich eine Künstlerin? Wieso sollte ich keine Künstlerin sein?
Ivana: Meine Entscheidung in diesen Bereich zu gehen war ja auch nicht straight. Mein Weg führte zuerst über einen Master in Wirtschaftswissenschaften, ein CAS in Kulturmanagement und erst dann zum Bachelor of Arts. Das hat auch damit zu tun, dass Künstlerin werden nicht etwas war, was vom Umfeld gefördert wurde. Es ist kein anerkannter Beruf, der Sicherheit gibt, der den sozialen Aufstieg garantiert. Nachdem das mit der Medizinerin nichts wurde, was ja mein ursprünglicher Studienwunsch gewesen war, ging ich zu den Ökonomen, aber da war eine wilde Seite in mir und ich liebe die Improvisation. Aber ich weiss noch heute nicht, wie man eine Künstlerin ist. Ich weiss es nicht.
Inés: Nun bist Du Festivalleiterin Fantoche, also im Kulturbereich tätig.
Ivana: Jetzt ist eine Balkanfrau in Charge, jetzt muss ich extra zeigen, dass es geht. Ich muss mich beweisen. Doppelt gut sein, weil ich eine Frau bin und extra gut sein, weil ich vom Balkan bin. Schwierig sich die Freiheit und den Mut zu geben, nur auszuprobieren, zu entdecken, vielleicht auch zu scheitern. Das würde ich noch gerne weiterentwickeln, weil es nicht selbstverständlich ist. Wir müssen uns Freiheit und Mut erkämpfen. Alles, was ich erreicht habe bisher, habe ich mir erkämpft und zwar mit harter Arbeit. Es gibt da ja auch keine finanzielle Sicherheit im Hintergrund. Im Kulturbereich sind viele Leute, die in wohlhabenderen Haushalten aufgewachsen sind – gerade in der Schweiz. Die haben keine existentiellen Ängste. Viele, die aus Migrationsfamilien kommen, aus Verhältnissen, wie wir, haben diese Sicherheit einfach nicht. Und es wird uns nichts geschenkt. Auch die Anerkennung müssen wir uns erkämpfen.
Ich versuche nun trotzdem mutiger zu sein. Ich habe zum Beispiel den bewussten Entscheid getroffen, den Balkan zum Thema zu machen. Ein Balkanschwerpunkt an meinem ersten Fantoche. Vielleicht auch eine Antwort darauf, dass mein Name letztes Jahr bei der Begrüssung als neue Festivalleiterin mehrfach falsch ausgesprochen wurde. Ich bringe eben diesen Rucksack mit, und in diesem Fall bleibt er nicht unsichtbar. Es ist mein Heritage und das von vielen hier. Ich habe bei allem, was ich mache oder kuratiere, diesen Anspruch, dass es zum Nachdenken anregen soll. Ich kann nicht anders.
Inés: Kann Kultur die Welt verändern? Gerechtigkeit schaffen?
Ivana: Kultur kann eine Kraft in der Auseinandersetzung mit Themen sein. Es ist ein anderer Zugang zu dem, was ist. Die Universalität meiner Abschlussarbeit zum Beispiel, nicht nur für Menschen, die das auch erlebt haben. Kunst kann berühren, sie kann Identifikation bieten. Wir müssen über die Welt reden und Kunst kann helfen ins Gespräch zu kommen. Wenn wir nicht reden, können wir nichts verändern. Vielleicht kann Kunst auch helfen Traumatas anzugehen oder im besten Fall zu überwinden. Aber Kunst und Kultur müssen das nicht unbedingt, sie sollen auch leichtfüssig daher kommen können. Kunst ist auch Freude.
Inés: Was Du noch sagen willst?
Ivana: Wir sind alles Menschen, so plakativ und so einfach. Die Hauptgefühle sind bei allen die gleichen: Liebe, Hass. Die Bearbeitung hört nie auf, sie ist anstrengend, sie braucht sehr viel Energie.
Inés: Danke für dieses Gespräch, Ivana, und viel Erfolg mit Deiner ersten FANTOCHE-Ausgabe!
Willst du Ivana eine Nachricht senden? Gerne kannst du deine Gedanken hier im Gäst:innenbuch festhalten.
Nicht verpassen!
20. INTERNATIONALES FESTIVAL¬ FÜR ANIMATIONSFILM BADEN / SCHWEIZ 6. – 11. SEPTEMBER 2022, Fokus Balkan am FANTOCHE 2022
Montag, 9. September 2024
Von Stefanie Kurt
Die Erlangung des Schweizer Passes lässt sich sinnbildlich mit der Teilnahme an einem Marathon mit Hürden vergleichen. Der Marathon, als die längste Laufdisziplin in der Leichtathletik, repräsentiert die erforderliche Aufenthaltsdauer für eine ausländische Personen, um einen Antrag auf eine Einbürgerung zu stellen. Gleichzeitig verdeutlicht der Hürdenlauf die Herausforderungen, welche gemeistert werden müssen. Dank der Ausdauer und dem erfolgreichen Meistern der Hürden erhält die ausländische Person mit der Querung der Ziellinie den Schweizer Pass.
Lesung Argumentarium für ein neues Bürgerrecht: Schweizer Demokratie in der Sackgasse? / Lecture Argumentaire pour un nouveau droit de cité
22.Juni 2024 10:00 – 12:00
Schweizer Demokratie in der Sackgasse?
Ein Viertel der Bewohner in der Schweiz hat kein Bürgerrecht, und die Zahl steigt. Ab wann ist eine Demokratie nicht mehr demokratisch?
Diskutiere mit dem Institut Neue Schweiz INES über ein nachhaltiges Bürgerrecht.
Die Diskussion zum Argumentarium für ein neues Bürgerrecht trägt zu einem besseren Verständnis der sozialen und politischen Fragen, die mit dem Bürgerrecht verknüpft sind und wie aktuelle Hürden für die Partizipation Aller überwunden werden können.
Lesung und Diskussion.
Mit: Rohit Jain & Georg Kreis
Moderation: Ariane Tonon & Jorge Cancio
Ort: Haus pour Bienne, Kontrollstr. 22, 2503 Biel
Datum: Samstag, 22. Juni, 10:00 - 12:00
Eintritt Kollekte
La démocratie suisse dans l'impasse?
Un quart des résidents en Suisse n'ont pas la nationalité suisse, et ce chiffre augmente. Quand une démocratie cesse-t-elle d'être démocratique?
Rejoignez le débat sur un nouveau droit de citoyenneté durable avec l'Institut Nouvelle Suisse INES.
La discussion sur l'argumentaire pour un nouveau droit de cité contribue à une meilleure compréhension des questions sociales et politiques liées au droit de cité et de la manière dont les obstacles actuels à la participation de tous peuvent être surmontés.
Lecture et discussion
Avec: Rohit Jain & Georg Kreis
Modération: Ariane Tonon & Jorge Cancio
Lieu: Haus pour Bienne, Kontrollstr. 22, 2503 Bienne
Date: Samedi 22 juin, 10:00 - 12:00
Entrée avec collecte
Montag, 19. August 2024
Von Sandra King-Savic
Gemäss Bundesamt für Statistik gehören insgesamt 2.4 Prozent oder rund 179'000 Menschen der zweiten Generation – sogenannte Secondos – ohne Schweizer Staatsangehörigkeit der Kategorie «Ausländische Staatsangehörige» an. Für diese Menschen gibt es keine erleichterte Einbürgerung trotz abermaligen Vorstössen. So unterliegen Individuen, die zum Teil in der Schweiz geboren, aufgewachsen und sozialisiert sind dem ordentlichen Einbürgerungsverfahren, inklusive der zu erfüllenden Integrationskriterien. Das heisst, dass man von diesen Menschen die Integration einfordert, so wie das der Fall bei allen zugewanderten Menschen ist. Man könnte hier von einem Gleichheitsprinzip ausgehen, da vermutlich alle Nicht-Staatsbürgerinnen die gleichen bürokratischen Hürden überwinden müssen, wenn sie eine Einbürgerung anstreben. Das angesprochene Gleichheitsprinzip kommt jedoch ins Wanken, wenn man die Forderung nach Integration für Menschen der zweiten Generation mit derjenigen für Eheleute gegenüberstellt, die mit einer/m Schweizerin mit Wohnsitz im Ausland liiert sind.
TOUR DE NOUVELLE SUISSE – ROMANDIE
9.November 2024 14:00 – 00:00
TOUR DE NOUVELLE SUISSE – ROMANDIE
Nach den Besuchen in Basel und der Ostschweiz wird der Tour de Nouvelle Suisse nun in die Romandie reisen, mit einem programmreichen Netzwerktreffen und der Vernissage der frisch übersetzten Publikation „Argumentaire pour une Nouvelle Citoyenneté“ in Genf!
Montag, 8. Juli 2024
Von Kijan Espahangizi
Das Thema Integration polarisiert. Es gibt verschiedene Vorstellungen davon, was Integration bedeutet. Das prägt auch die Debatte um Einbürgerung in der Schweiz. Die einen finden, das Bürgerrecht stelle den krönenden Abschluss eines langen Integrations- und Anpassungsprozesses dar, den eingewanderte Menschen durchlaufen müssen, bevor sie als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden können. Die anderen verstehen Integration weniger als individuelle Anpassung, denn als Teilhabe an Gesellschaft. Diese zu ermöglichen, läge auch in der Verantwortung der Aufnahmegesellschaft, etwa durch Zugang zu gleichen Rechten. Aus dieser Sicht stellt die Einbürgerung eine wichtige Voraussetzung dar, um Integration leisten zu können. Wieder andere, gerade in der zweiten und dritten Generation, empfinden die ganze Integrationsdebatte als Zumutung, ja zuweilen sogar als rassistisch – als sei man nicht schon längst in der Schweiz heimisch, selbst wenn man noch keinen roten Pass hat. Alle sprechen von Integration, meinen aber unterschiedliche Dinge.
Donnerstag, 27. Juni 2024
Von Simone Prodolliet
Die Forderung nach einem Recht auf Einbürgerung sei zu radikal, geben unterschiedliche Kreise zu bedenken. Da sind zum einen jene, die befürchten, ein solches Ansinnen verschrecke das «Volk» und führe zu einer niederschmetternden und haushohen Ablehnung an der Urne. Womit man gar nichts erreicht hätte; im Gegenteil laufe man Gefahr, bei den Bemühungen um Erleichterungen bei der Einbürgerung hinter das bisher Erreichte zurückgeworfen zu werden.
Montag, 17. Juni 2024
Von Georg Kreis
Das Bürgerrecht wird heute vor allem in Hinblick auf aktuelle Fragen diskutiert. Dabei bietet der Blick in die Geschichte ein besseres Verständnis der heutigen Herausforderungen.
Donnerstag, 6. Juni 2024
Von Barbara von Rütte
Erschienen im Rahmen der INES Publikation «Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht», 20.April 2024.
Die französische Version des „Argumentaire pour une nouvelle citoyenneté“ wird in den nächsten Wochen nach und nach auf dem Blog veröffentlicht und wird im Herbst in Lausanne Teil einer öffentlichen Veranstaltung sein, bei der auch die gedruckte Version vorgestellt wird. Weitere Informationen folgen vor den Sommerferien im Juni. Bei Fragen oder Interesse können Sie sich an die Projektverantwortlichen Giorgia Piffaretti oder Maria-Cecilia Quadri wenden.
Bürgerrecht hat als Mitgliedschaft in einem Staat notwendigerweise eine ein- und ausschliessende Funktion. Aus rechtlicher Sicht gehört eine Person zu einem Staat – oder im Falle von Menschen mit Doppel- oder Mehrfachbürgerrecht zu mehreren Staaten – aber nicht zu allen anderen Staaten. Jemand hat diesen Pass, aber nicht einen anderen. Jemand kann dort politische Rechte ausüben, aber nicht hier.
Donnerstag, 23. Mai 2024
Von Rohit Jain
Erschienen im Rahmen der INES Publikation «Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht», 20. April 2024.
Sie kennen vielleicht dieses Bild: Am Wahl- oder Abstimmungssonntag sitzen die Parteipräsident:innen in der «Elefantenrunde» des Schweizer Fernsehens zusammen und deuten den Volkswillen: «Das Volk» hat das gesagt, es denkt und tickt so und so. Ich frage mich dann jeweils: Wer ist eigentlich dieses «Volk», über das alle sprechen? Und warum macht sich niemand ernsthaft Sorgen um eine Demokratie, in der über ein Viertel der Bevölkerung, also über zwei Millionen Menschen, wegen ihrer Herkunft oder – zumindest indirekt – wegen ihrer Hautfarbe auf nationaler Ebene keine politische Rechte haben?
Freitag, 26. April 2024
Von Institut Neue Schweiz INES
Schweizer Demokratie in der Sackgasse? Der Think Tank Institut Neue Schweiz INES veröffentlicht das Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht, und ist seit der Vernissage vom 20. April 2024 in der Prozessbar in Bern hier auf der Webseite zugänglich. Nach Anfrage oder an Veranstaltungen von INES sind gedruckte Exemplare erhältlich. Im Herbst erscheint in der Romandie die französische Version. Abonniere den Newsletter und bleibe so auf dem Laufenden!
Montag, 15. Mai 2023
Von Kijan Malte Espahangizi
Erschienen im Magazin «NZZ Geschichte» Nr. 45, April 2023 (Der Text wurde leicht bearbeitet, Bilder ergänzt)
Als man 1971 im Iran mit viel Pomp 2500 Jahre Monarchie feiert, werden Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi in Deutschland ein Paar. Als sich meine Eltern verliebten, hatten sie Klischees über ihre Herkunftsländer im Kopf. Ist die Liebesgeschichte zwischen dem «Mädchen aus Germany» und dem «persischen Prinzen» deswegen ein kitschiges Missverständnis oder gar ein historischer Fehler? Müsste ihre Liebe gar «dekolonisiert» werden? Und was hiesse dies für die globalhistorischen Verflechtungen der Moderne, die die beiden zusammengeführt haben? Diese Fragen betreffen mich sehr direkt, denn ohne die unwahrscheinliche emphasized textLiebesgeschichte meiner Eltern würde ich nicht existieren.
Montag, 1. Mai 2023
Von Migmar Dhakyel
Erstpublikation: Denknetz Ausgabe Bedeutungsvolle Wahl, April 2023
Die Schweiz rühmt sich gern als urdemokratisches Land. Hier dürfen alle über alles mitreden und mitentscheiden. Doch mindestens ein Viertel der Bevölkerung wird von der Mitsprache ausgeschlossen. Es sind Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Wer sind diese Menschen und wieso wird ihnen das schweizerische Bürgerrecht verwehrt? Und: Bedeutet demokratische Teilhabe, über Gesetze abzustimmen und Parteien zu wählen, oder gehört da mehr dazu? Wie sieht eine Demokratie aus, die die migrantische Unterschicht miteinbezieht?
Mittwoch, 28. September 2022
Von Liliane Denise Minder
Das Institut Neue Schweiz INES möchte dazu beitragen, Wege zu finden, wie wir mit vergangenem Unrecht sowie den Kämpfen dagegen umgehen. INES veranstaltet dazu am 22. Oktober in der Kaserne Basel in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv «Schwarzenbach Komplex» einen Anlass und unterstützt tags darauf im Theater Neumarkt ein Podium zur Erinnerungskultur . Zudem veröffentlicht INES die Podcastgespräche «memleket – stimmen der neuen Schweiz». In diesem Blog schreibt die Juristin Liliane Denise Minder in einem persönlichen sowie wissenschaftlichen Beitrag über die Möglichkeit, Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht juristisch einzufordern.
Mittwoch, 14. September 2022
Von Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES
Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.
Donnerstag, 19. Mai 2022
Von Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
Samstag, 23. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.
Freitag, 25. Februar 2022
Von Tino Plümecke & Linda Supik
Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Von Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Freitag, 10. September 2021
Von Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
Sonntag, 30. Mai 2021
Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
Dienstag, 25. Juli 2023
Von INES Institut Neue Schweiz
Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung sind in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekte aufzubauen. In einer Reportage des Tagesanzeiger geht die Journalistin Aleksandra Hiltmann mit Baba News, We Talk. Schweiz ungefiltert und INES der Frage nach, wie Menschen mit Migrationsgeschichte die Medienlandschaft verändern wollen?
Montag, 16. Januar 2023
Von Institut Neue Schweiz
Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.
Dienstag, 8. August 2023
Von Inés Mateos
Im Herzen von Basel, in der Sekundarschule Holbein treffe ich mich mit Luca Preite und Berfim Pala, Dozent und Ex-Studentin. Berfim arbeitet inzwischen als Lehrerin hier. Luca Preite war ihr Dozent an der Hochschule und hat die Masterarbeit von Berfim betreut. In ihrer Abschlussarbeit untersucht Berfim die Benachteiligung in der Schule von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt darin nicht nur Diskriminierungsformen auf, sondern fragt auch nach dem Widerstand der Benachteiligten dagegen, thematisiert die Grenzen der Selbstermächtigung und was gesellschaftlich zu tun ist. Darum soll es auch in unserem Gespräch gehen.
Dienstag, 2. März 2021
Von Institut Neue Schweiz
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.
Donnerstag, 16. November 2023
Von Migmar Dolma
Erstpublikation: WOZ, 10. November 2023
In Ihrer neuen Kolumne schreibt INES-Vorstandsmitglied, Kolumnistin und Gewerkschafterin Migmar Dolma über den nuancierten Unterschied zwischen "Schweizerin" und "Schweizer Bürgerin". Wo erkennt sie die Differenz zwischen misstrauischen Blicken im Zug und unerwarteten Privilegien im Ausland? Was hat dies mit der vollwertigen demokratischen Teilhabe und unser Bürgerrecht zu tun? Ein eindringlicher Appell, das Bürgerrecht zu demokratisieren, um eine inklusivere Schweiz zu schaffen.
Freitag, 30. Juni 2023
Von Tarek Naguib
Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.
Donnerstag, 24. August 2023
Von Inés Mateos
Mit dem ersten Standort in der Tour de Nouvelle Suisse hat INES in Basel verschiedene Öffnungsprozesse von Institutionen angestossen und die Volkshochschule beider Basel (VHSBB) bei den ersten Öffnungsschritten begleitet. Dafür initiierte die VHSBB mit Unterstützung von INES einen diversitätsorientierten Transformationsprozess. Dabei geht es der VHSBB darum, der grossen Vielfalt der Basler Gesellschaft Rechnung zu tragen – in Basel haben 53% der Bevölkerung einen Migrantionshintergrund – aber auch dezidiert darum, sich selber so zu verändern, dass sie für diese heterogene Gesellschaft zukunftsfähig wird.
Freitag, 1. Mai 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.
Montag, 17. Juli 2023
Von Katharina Morawek
INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, einen im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.
Montag, 9. September 2024
Von Stefanie Kurt
Die Erlangung des Schweizer Passes lässt sich sinnbildlich mit der Teilnahme an einem Marathon mit Hürden vergleichen. Der Marathon, als die längste Laufdisziplin in der Leichtathletik, repräsentiert die erforderliche Aufenthaltsdauer für eine ausländische Personen, um einen Antrag auf eine Einbürgerung zu stellen. Gleichzeitig verdeutlicht der Hürdenlauf die Herausforderungen, welche gemeistert werden müssen. Dank der Ausdauer und dem erfolgreichen Meistern der Hürden erhält die ausländische Person mit der Querung der Ziellinie den Schweizer Pass.
Montag, 19. August 2024
Von Sandra King-Savic
Gemäss Bundesamt für Statistik gehören insgesamt 2.4 Prozent oder rund 179'000 Menschen der zweiten Generation – sogenannte Secondos – ohne Schweizer Staatsangehörigkeit der Kategorie «Ausländische Staatsangehörige» an. Für diese Menschen gibt es keine erleichterte Einbürgerung trotz abermaligen Vorstössen. So unterliegen Individuen, die zum Teil in der Schweiz geboren, aufgewachsen und sozialisiert sind dem ordentlichen Einbürgerungsverfahren, inklusive der zu erfüllenden Integrationskriterien. Das heisst, dass man von diesen Menschen die Integration einfordert, so wie das der Fall bei allen zugewanderten Menschen ist. Man könnte hier von einem Gleichheitsprinzip ausgehen, da vermutlich alle Nicht-Staatsbürgerinnen die gleichen bürokratischen Hürden überwinden müssen, wenn sie eine Einbürgerung anstreben. Das angesprochene Gleichheitsprinzip kommt jedoch ins Wanken, wenn man die Forderung nach Integration für Menschen der zweiten Generation mit derjenigen für Eheleute gegenüberstellt, die mit einer/m Schweizerin mit Wohnsitz im Ausland liiert sind.
Montag, 8. Juli 2024
Von Kijan Espahangizi
Das Thema Integration polarisiert. Es gibt verschiedene Vorstellungen davon, was Integration bedeutet. Das prägt auch die Debatte um Einbürgerung in der Schweiz. Die einen finden, das Bürgerrecht stelle den krönenden Abschluss eines langen Integrations- und Anpassungsprozesses dar, den eingewanderte Menschen durchlaufen müssen, bevor sie als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft anerkannt werden können. Die anderen verstehen Integration weniger als individuelle Anpassung, denn als Teilhabe an Gesellschaft. Diese zu ermöglichen, läge auch in der Verantwortung der Aufnahmegesellschaft, etwa durch Zugang zu gleichen Rechten. Aus dieser Sicht stellt die Einbürgerung eine wichtige Voraussetzung dar, um Integration leisten zu können. Wieder andere, gerade in der zweiten und dritten Generation, empfinden die ganze Integrationsdebatte als Zumutung, ja zuweilen sogar als rassistisch – als sei man nicht schon längst in der Schweiz heimisch, selbst wenn man noch keinen roten Pass hat. Alle sprechen von Integration, meinen aber unterschiedliche Dinge.
Montag, 17. Juni 2024
Von Georg Kreis
Das Bürgerrecht wird heute vor allem in Hinblick auf aktuelle Fragen diskutiert. Dabei bietet der Blick in die Geschichte ein besseres Verständnis der heutigen Herausforderungen.
Donnerstag, 23. Mai 2024
Von Rohit Jain
Erschienen im Rahmen der INES Publikation «Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht», 20. April 2024.
Sie kennen vielleicht dieses Bild: Am Wahl- oder Abstimmungssonntag sitzen die Parteipräsident:innen in der «Elefantenrunde» des Schweizer Fernsehens zusammen und deuten den Volkswillen: «Das Volk» hat das gesagt, es denkt und tickt so und so. Ich frage mich dann jeweils: Wer ist eigentlich dieses «Volk», über das alle sprechen? Und warum macht sich niemand ernsthaft Sorgen um eine Demokratie, in der über ein Viertel der Bevölkerung, also über zwei Millionen Menschen, wegen ihrer Herkunft oder – zumindest indirekt – wegen ihrer Hautfarbe auf nationaler Ebene keine politische Rechte haben?
Montag, 15. Mai 2023
Von Kijan Malte Espahangizi
Erschienen im Magazin «NZZ Geschichte» Nr. 45, April 2023 (Der Text wurde leicht bearbeitet, Bilder ergänzt)
Als man 1971 im Iran mit viel Pomp 2500 Jahre Monarchie feiert, werden Ulrike Löttgen und Kambiz Espahangizi in Deutschland ein Paar. Als sich meine Eltern verliebten, hatten sie Klischees über ihre Herkunftsländer im Kopf. Ist die Liebesgeschichte zwischen dem «Mädchen aus Germany» und dem «persischen Prinzen» deswegen ein kitschiges Missverständnis oder gar ein historischer Fehler? Müsste ihre Liebe gar «dekolonisiert» werden? Und was hiesse dies für die globalhistorischen Verflechtungen der Moderne, die die beiden zusammengeführt haben? Diese Fragen betreffen mich sehr direkt, denn ohne die unwahrscheinliche emphasized textLiebesgeschichte meiner Eltern würde ich nicht existieren.
Mittwoch, 28. September 2022
Von Liliane Denise Minder
Das Institut Neue Schweiz INES möchte dazu beitragen, Wege zu finden, wie wir mit vergangenem Unrecht sowie den Kämpfen dagegen umgehen. INES veranstaltet dazu am 22. Oktober in der Kaserne Basel in Zusammenarbeit mit dem Kollektiv «Schwarzenbach Komplex» einen Anlass und unterstützt tags darauf im Theater Neumarkt ein Podium zur Erinnerungskultur . Zudem veröffentlicht INES die Podcastgespräche «memleket – stimmen der neuen Schweiz». In diesem Blog schreibt die Juristin Liliane Denise Minder in einem persönlichen sowie wissenschaftlichen Beitrag über die Möglichkeit, Wiedergutmachung für vergangenes Unrecht juristisch einzufordern.
Donnerstag, 19. Mai 2022
Von Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
Freitag, 25. Februar 2022
Von Tino Plümecke & Linda Supik
Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.
Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Sonntag, 30. Mai 2021
Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
Montag, 16. Januar 2023
Von Institut Neue Schweiz
Eine Runde der Schweizer Think-Tanks und Foresight Organisationen ist 2022 zusammengekommen, um über die Herausforderungen für die Demokratie zu diskturieren. Das Treffen fand auf Einladung der Stiftung Mercator Schweiz und der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft statt. Ziel war es, offensichtliche wie verborgene Entwicklungen zusammenzutragen sowie konkrete Massnahmen zur Stärkung und Entwicklung der Demokratie der Schweiz zu identifizieren.
Dienstag, 2. März 2021
Von Institut Neue Schweiz
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.
Freitag, 30. Juni 2023
Von Tarek Naguib
Um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen, braucht es laut INES eine verfassungsrechtliche Regelung, welche ein Gesetz zur Bekämpfung von Diskriminierung und Förderung der Gleichstellung verlangt. In diesem Sinne entwickelte INES-Co-Geschäftsleiter und Jurist Tarek Naguib eine Vorlage für ein Rahmengesetz zur Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung.
Freitag, 1. Mai 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.
Lesung Argumentarium für ein neues Bürgerrecht: Schweizer Demokratie in der Sackgasse? / Lecture Argumentaire pour un nouveau droit de cité
22.Juni 2024 10:00 – 12:00
Schweizer Demokratie in der Sackgasse?
Ein Viertel der Bewohner in der Schweiz hat kein Bürgerrecht, und die Zahl steigt. Ab wann ist eine Demokratie nicht mehr demokratisch?
Diskutiere mit dem Institut Neue Schweiz INES über ein nachhaltiges Bürgerrecht.
Die Diskussion zum Argumentarium für ein neues Bürgerrecht trägt zu einem besseren Verständnis der sozialen und politischen Fragen, die mit dem Bürgerrecht verknüpft sind und wie aktuelle Hürden für die Partizipation Aller überwunden werden können.
Lesung und Diskussion.
Mit: Rohit Jain & Georg Kreis
Moderation: Ariane Tonon & Jorge Cancio
Ort: Haus pour Bienne, Kontrollstr. 22, 2503 Biel
Datum: Samstag, 22. Juni, 10:00 - 12:00
Eintritt Kollekte
La démocratie suisse dans l'impasse?
Un quart des résidents en Suisse n'ont pas la nationalité suisse, et ce chiffre augmente. Quand une démocratie cesse-t-elle d'être démocratique?
Rejoignez le débat sur un nouveau droit de citoyenneté durable avec l'Institut Nouvelle Suisse INES.
La discussion sur l'argumentaire pour un nouveau droit de cité contribue à une meilleure compréhension des questions sociales et politiques liées au droit de cité et de la manière dont les obstacles actuels à la participation de tous peuvent être surmontés.
Lecture et discussion
Avec: Rohit Jain & Georg Kreis
Modération: Ariane Tonon & Jorge Cancio
Lieu: Haus pour Bienne, Kontrollstr. 22, 2503 Bienne
Date: Samedi 22 juin, 10:00 - 12:00
Entrée avec collecte
TOUR DE NOUVELLE SUISSE – ROMANDIE
9.November 2024 14:00 – 00:00
TOUR DE NOUVELLE SUISSE – ROMANDIE
Nach den Besuchen in Basel und der Ostschweiz wird der Tour de Nouvelle Suisse nun in die Romandie reisen, mit einem programmreichen Netzwerktreffen und der Vernissage der frisch übersetzten Publikation „Argumentaire pour une Nouvelle Citoyenneté“ in Genf!
Donnerstag, 27. Juni 2024
Von Simone Prodolliet
Die Forderung nach einem Recht auf Einbürgerung sei zu radikal, geben unterschiedliche Kreise zu bedenken. Da sind zum einen jene, die befürchten, ein solches Ansinnen verschrecke das «Volk» und führe zu einer niederschmetternden und haushohen Ablehnung an der Urne. Womit man gar nichts erreicht hätte; im Gegenteil laufe man Gefahr, bei den Bemühungen um Erleichterungen bei der Einbürgerung hinter das bisher Erreichte zurückgeworfen zu werden.
Donnerstag, 6. Juni 2024
Von Barbara von Rütte
Erschienen im Rahmen der INES Publikation «Argumentarium für eine Neues Bürgerrecht», 20.April 2024.
Die französische Version des „Argumentaire pour une nouvelle citoyenneté“ wird in den nächsten Wochen nach und nach auf dem Blog veröffentlicht und wird im Herbst in Lausanne Teil einer öffentlichen Veranstaltung sein, bei der auch die gedruckte Version vorgestellt wird. Weitere Informationen folgen vor den Sommerferien im Juni. Bei Fragen oder Interesse können Sie sich an die Projektverantwortlichen Giorgia Piffaretti oder Maria-Cecilia Quadri wenden.
Bürgerrecht hat als Mitgliedschaft in einem Staat notwendigerweise eine ein- und ausschliessende Funktion. Aus rechtlicher Sicht gehört eine Person zu einem Staat – oder im Falle von Menschen mit Doppel- oder Mehrfachbürgerrecht zu mehreren Staaten – aber nicht zu allen anderen Staaten. Jemand hat diesen Pass, aber nicht einen anderen. Jemand kann dort politische Rechte ausüben, aber nicht hier.
Freitag, 26. April 2024
Von Institut Neue Schweiz INES
Schweizer Demokratie in der Sackgasse? Der Think Tank Institut Neue Schweiz INES veröffentlicht das Argumentarium für ein Neues Bürgerrecht, und ist seit der Vernissage vom 20. April 2024 in der Prozessbar in Bern hier auf der Webseite zugänglich. Nach Anfrage oder an Veranstaltungen von INES sind gedruckte Exemplare erhältlich. Im Herbst erscheint in der Romandie die französische Version. Abonniere den Newsletter und bleibe so auf dem Laufenden!
Montag, 1. Mai 2023
Von Migmar Dhakyel
Erstpublikation: Denknetz Ausgabe Bedeutungsvolle Wahl, April 2023
Die Schweiz rühmt sich gern als urdemokratisches Land. Hier dürfen alle über alles mitreden und mitentscheiden. Doch mindestens ein Viertel der Bevölkerung wird von der Mitsprache ausgeschlossen. Es sind Menschen, die keinen Schweizer Pass besitzen. Wer sind diese Menschen und wieso wird ihnen das schweizerische Bürgerrecht verwehrt? Und: Bedeutet demokratische Teilhabe, über Gesetze abzustimmen und Parteien zu wählen, oder gehört da mehr dazu? Wie sieht eine Demokratie aus, die die migrantische Unterschicht miteinbezieht?
Mittwoch, 14. September 2022
Von Asmaa Dehbi, Vorstandsmitglied INES
Diversity ist das Wort der Stunde und scheint Garant für eine gerechte und plurale Gesellschaft zu sein. Mit dem Erhalt des Swiss Diversity Awards in der Kategorie «Religion» nimmt die Preisträgerin und INES-Vorstandsmitglied Asmaa Dehbi eine kurze Einordnung des Diversitätsbegriffs vor.
Samstag, 23. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Von Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
Freitag, 10. September 2021
Von Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
Dienstag, 25. Juli 2023
Von INES Institut Neue Schweiz
Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung sind in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekte aufzubauen. In einer Reportage des Tagesanzeiger geht die Journalistin Aleksandra Hiltmann mit Baba News, We Talk. Schweiz ungefiltert und INES der Frage nach, wie Menschen mit Migrationsgeschichte die Medienlandschaft verändern wollen?
Dienstag, 8. August 2023
Von Inés Mateos
Im Herzen von Basel, in der Sekundarschule Holbein treffe ich mich mit Luca Preite und Berfim Pala, Dozent und Ex-Studentin. Berfim arbeitet inzwischen als Lehrerin hier. Luca Preite war ihr Dozent an der Hochschule und hat die Masterarbeit von Berfim betreut. In ihrer Abschlussarbeit untersucht Berfim die Benachteiligung in der Schule von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie zeigt darin nicht nur Diskriminierungsformen auf, sondern fragt auch nach dem Widerstand der Benachteiligten dagegen, thematisiert die Grenzen der Selbstermächtigung und was gesellschaftlich zu tun ist. Darum soll es auch in unserem Gespräch gehen.
Donnerstag, 16. November 2023
Von Migmar Dolma
Erstpublikation: WOZ, 10. November 2023
In Ihrer neuen Kolumne schreibt INES-Vorstandsmitglied, Kolumnistin und Gewerkschafterin Migmar Dolma über den nuancierten Unterschied zwischen "Schweizerin" und "Schweizer Bürgerin". Wo erkennt sie die Differenz zwischen misstrauischen Blicken im Zug und unerwarteten Privilegien im Ausland? Was hat dies mit der vollwertigen demokratischen Teilhabe und unser Bürgerrecht zu tun? Ein eindringlicher Appell, das Bürgerrecht zu demokratisieren, um eine inklusivere Schweiz zu schaffen.
Donnerstag, 24. August 2023
Von Inés Mateos
Mit dem ersten Standort in der Tour de Nouvelle Suisse hat INES in Basel verschiedene Öffnungsprozesse von Institutionen angestossen und die Volkshochschule beider Basel (VHSBB) bei den ersten Öffnungsschritten begleitet. Dafür initiierte die VHSBB mit Unterstützung von INES einen diversitätsorientierten Transformationsprozess. Dabei geht es der VHSBB darum, der grossen Vielfalt der Basler Gesellschaft Rechnung zu tragen – in Basel haben 53% der Bevölkerung einen Migrantionshintergrund – aber auch dezidiert darum, sich selber so zu verändern, dass sie für diese heterogene Gesellschaft zukunftsfähig wird.
Montag, 17. Juli 2023
Von Katharina Morawek
INES-Vorstandsmitglied Katharina Morawek ist Co-Autorin einer aktuellen Studie zur Frage der Erinnerungskultur im Auftrag der Stadt Zürich. Darin beschreiben die Autorinnen, was «Erinnerungskultur» bedeutet und geben einen Überblick zu Akteur:innen, Anliegen, Ressourcen und Handlungsmöglichkeiten. Abschliessend formulieren sie Herausforderungen und Potenziale. Die Studie bietet Anlass, einen im Handbuch Neue Schweiz verfassten Beitrag von Katharina Morawek zum Thema als Blog zu veröffentlichen.