Jeder Nationalstaat basiert auf Mythen, so auch die Schweiz. Das ist weder einfach gut noch schlecht, sondern eine historische Beobachtung. Der Grundmythos des modernen Nationalismus besteht darin, dass Volk, Staat und Territorium eine heilige Einheit bilden, die im Laufe der Geschichte zusammenfinden musste. Die neuere Forschung zeigt jedoch, dass es sich genau andersherum verhält: Moderne Nationalstaaten sind keine Erfüllung göttlicher Vorsehung, sondern Produkte unterschiedlichster Interessen, Kämpfe, Ereignisse und Zufälle. Nationen werden gemacht. Für das moderne nation building wurden zum Beispiel aus Ideen, Bilder, Symbole und Erzählungen aktiv nationale Identitäten geformt. Die Vorstellungen, was eine Nation ausmacht, schlagen sich in den Köpfen und Taten der Menschen, im Alltag, in den staatlichen Institutionen und Gesetzen nieder – und umgekehrt. Das nationale Selbstbild entscheidet damit auch über die Zugänge der Bevölkerung zu politischer, sozialer und kultureller Teilhabe, zum Beispiel in Form von Wahlen, Einbürgerungsverfahren, Sozialsystemen, Schulen, Literatur und Landesmuseen.
Demokratische Nationalstaaten basieren auf dem Grundsatz, dass alle Bürger gleiche Rechte haben sollen. Die zentrale Frage ist, wer wird als vollwertiger Bürger anerkannt und wer nicht? Welche Bevölkerungsgruppen gehören zum „Volk“ und welche nicht? Die Geschichte zeigt, dass Nationen sich nicht nur gegen andere Nationen abgegrenzt haben, um eine eigene Identität zu begründen, sondern auch gegen Gruppen innerhalb der Bevölkerung. Der moderne Nationalismus hat je nach historischem Kontext emanzipatorische und ausgrenzende bzw. sogar gewalttätige Dynamiken entwickelt – auch in der Schweiz. So ging die Erfindung des Nationalstaates hier sowohl mit der Eingliederung verschiedener Konfessionen, Kulturen und Sprachgruppen einher als auch mit Ausgrenzung: Arme, Fahrende, Frauen, Jüd*innen, Verdingkinder, Roma und Sinti wurden von 1848 an lange nicht als vollwertige Mitbürger*innen anerkannt und entsprechend diskriminiert. Die Geschichte der Schweiz zeigt aber auch, dass sich die Vorstellung davon, wer ein Recht auf Teilhabe haben sollte und was Teilhabe konkret bedeutet, im Zuge gesellschaftlicher Kämpfe und Verhandlungen verschieben kann. Soziale Bewegungen, politische Organisationen, wissenschaftliche Expert*innen, Kulturschaffende, kirchliche und gewerkschaftliche Initiativen konnten in der Schweiz nicht zu Letzt auch aufgrund von internationalem Druck wichtige Impulse zu einer fortlaufenden Demokratisierung der Demokratie setzen.
Heute herrscht jedoch in der Schweiz ein frappantes Demokratiedefizit. Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich die Bevölkerung der Schweiz aufgrund von Migration und Globalisierung stark verändert und pluralisiert, ohne dass sich die Institutionen der Schweiz für diesen Wandel geöffnet hätten. 25% der Schweizer Wohnbevölkerung haben wegen ihrer Herkunft kein Bürgerrecht und selbst mit rotem Pass gibt es nachweislich eine Benachteiligung von Mitmenschen aufgrund von Herkunft, Aussehen, Name, Sprache und Religion. Zwischen der Vorstellung, wer zum Schweizervolk gehört und der realen Bevölkerung des Landes klafft heute eine grosse, schmerzhafte Lücke. Ab welchem Anteil von Mitmenschen ohne Bürgerrechte hört eine Demokratie auf eine Demokratie zu sein? Die Frage, die sich heute also stellt ist, wie müssen sich Selbstbild und Institutionen der Schweiz verändern, um der vielfältigen Realität gerecht zu werden?
In der Schweiz befinden seit einigen Jahren zwei Nationalerzählungen im Widerstreit, eine konservative, die 1291 als Geburtsstunde angibt, und eine liberale, die 1848 als Gründungsjahr erkoren hat. Die erste geht von einem Volk aus, dessen Kultur im Kern über die Zeit unverändert bleibt. Es ist diszipliniert, neutral, wehrhaft, standhaft, weiss, christlich – und sehr männlich. Die andere versteht sich als liberal und humanitär, setzt auf internationalen Wettbewerb, Mobilität und Menschenrechte. 1291 und 1848 präsentieren sich als entgegengesetzte Pole in einem helvetischen Kulturkampf. Dabei bilden die Geschichten letztlich zwei Seiten einer Medaille. Beide Nationalerzählungen teilen denselben grossen blinden Fleck: Die Migrations- und Kolonialgeschichte der Schweiz. Dabei wäre es unerlässlich, sich mit der historischen Rolle der Schweiz im globalen Zusammenhang auseinanderzusetzen, um die neue gesellschaftliche Realität, die daraus entstanden ist, verstehen und demokratisch gestalten zu können.
Auch wenn es im öffentlichen Bewusstsein nicht verankert ist: Schweizer Akteure waren stark in den europäischen Kolonialismus verwickelt – auch ohne eigene Kolonien. Sie beteiligten sich als Kapitalgeber, Händler, Missionare, Wissenschaftler, Kolonisten und Söldner. Städte wie Bern und Neuchâtel verdienten bereits im 18. Jahrhundert am transatlantischen Sklavenhandel. Die hiesige Textilindustrie des 19. und 20. Jahrhunderts – und damit auch die Maschinen- und chemische Industrie – waren fest in den Baumwollhandel des globalen Kapitalismus integriert, der auf der systematischen Ausbeutung von Rohstoffen und Sklav*innen in Kolonien beruhte. Es scheint symptomatisch, dass Historiker vor kurzem belegen konnten, dass das Erbe von Alfred Escher, dem liberalen Helden der modernen Industrieschweiz, auch auf Sklavenarbeit in der Karibik gründete. Die weltweiten wirtschaftlichen Verflechtungen der Schweiz aus dieser Zeit existieren auch nach dem Zweiten Weltkrieg fort, etwa im Rohstoffhandel aber auch in der "Entwicklungszusammenarbeit". Im Kontext des Kalten Krieges und der Dekolonisierung konnte die Schweiz durch diese humanitäre Makler-Rolle globale Netzwerke aus der Zeit des Kolonialismus weiterhin ökonomisch nutzen – etwa im Handel mit dem Apartheidstaat Südafrika. Gleichzeitig wurde die eigene koloniale „Mitschuld“ auf diese Weise moralisch und politisch neutralisiert.
Es waren mitunter die kolonialen Zusammenhänge, die seit dem 19. Jahrhundert dazu beitrugen, dass nicht nur die Wirtschaft, sondern auch der ethnische Nationalismus in der Schweiz verstärkt wurde. Auslandschweizer brachten als Abenteurer, Kaufleute und Forscher in den Kolonien neben Reichtum, Souvenirs und Kunstwerken Vorstellungen strikter Rassentrennung und Nationalstolz zurück in die Schweiz. Die Schweiz avancierte zu einem Zentrum der internationalen Rassenforschung. Aber auch die sogenannten "Völkerschauen", in denen Menschen aus weltweiten Kolonialgebieten seit dem späten 19. Jahrhundert als "exotische Wilde" auch in der Schweiz ausgestellt und vorgeführt wurden, gaben Hunderttausenden von Besucher*innen, die Möglichkeit, sich als weiss, zivilisiert und überlegen zu identifizieren.
Nichtsdestotrotz – oder gerade wegen dieses globalen Horizonts – war die Schweiz bis zum späten 19. Jahrhundert in Bezug auf Einwanderung relativ liberal. Sie war ein wichtiger Faktor für den Erfolg der Gründerschweiz – und Teil des politischen Modells. 1893 verbot dann die erste eidgenössische Volksinitiative von 1893 das Schächten von Tieren und richtete sich damit klar antisemitisch motiviert gegen jüdische Flüchtlinge aus Osteuropa. Um 1900 kam die Rede von „Überfremdung“ auf – eine Schweizer Erfindung. Zunächst wurde nicht etwa Ausschaffung gefordert, sondern Zwangseinbürgerung. Im diametralen Gegensatz zu heute dominanten Vorstellungen sollte die Einbürgerung der Assimilation vorausgehen, um diese zu beschleunigen. In kurzer Zeit machte sich jedoch in der Schweiz immer expliziter Angst um die „kulturelle Eigenart“ und die Erbmasse des „Schweizervolkes“ breit. Ähnlich wie in anderen europäischen Ländern der Zeit, definierte man sich zunehmend in Abgrenzung von "Anderen". 1911 erstellte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement ein zentrales Register für "Zigeuner", deren Daten letztlich im Völkermord in der NS-Zeit Verwendung fanden. 1917 wurde die eidgenössische Fremdenpolizei gegründet, die noch bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg Tausende Menschen in der Schweiz überwachte. 1931 wurde das restriktive ANAG-Gesetz verabschiedet, das den Aufenthalt und die Niederlassung von Ausländern in der Schweiz bis nach der Jahrtausendwende an ethnische und ökonomische Bedingungen knüpfte. Gleichzeitig zu dieser massiven ausländerpolitischen Ausgrenzungspolitik entwarf die sogenannte „Geistige Landesverteidigung“ im Zuge eines Burgfriedens zwischen freisinnigen, konservativen und sozialdemokratischen Kräften die „Landi“-Schweiz als eine Mischung von alpiner Romantik, industriellem Wachstum und sozialer Wohlfahrt.
In der Ära der sogenannten Gastarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fremdenabwehr weitergeführt. Man holte zwar Hundertausende von "ausländischen Arbeitskräften" ins Land, die in den Fabriken, Betrieben, in Hotels, Restaurants, auf den Baustellen und Feldern den wirtschaftlichen "Boom" vorantreiben sollten. Das Rotationsmodell sah jedoch vor, dass die „Fremdarbeiter“ die Schweiz im Sinne des sogenannten Saisonnierstatuts nach getaner Arbeit rasch wieder verlassen sollten. Viele taten dies auch, viele andere blieben. Als die Schwarzenbach-Initiative, die Hunderttausende Gastarbeiter*innen und deren Kinder ausschaffen wollte, 1970 nur knapp abgelehnt wurde, sollte die Assimilationspolitik Bundesrates sicherstellen, dass die grosse Nachfrage nach ausländischen Arbeitskräften weiter gestillt werden konnte. Gleichzeitig war die Angst vor der Überfremdung so gross, dass die Kriterien für die Assimilation und Einbürgerung strenger wurden.
Auch Menschen auf der Flucht wurden in der humanitären Schweiz nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen. Für jüdische Flüchtlinge während des Zweiten Weltkriegs galt an den Schweizer Grenzen: „Das Boot ist voll“. Während des Kalten Krieges passten wiederum nur Flüchtlinge aus kommunistischen Ländern, aus Ungarn, der Tschechoslowakei und Tibet in das Selbstbild der liberalen Schweiz. Chilenische Flüchtlinge waren nach dem Putsch von Pinochet offiziell nicht erwünscht. Für alle "Fremden" galt: Die, die bleiben wollten, sollten sich assimilieren. Das heisst vor allem, sie sollten sich unterordnen und unsichtbar machen. Dabei spielte rassistische Migrationsabwehr und patriarchale Logik Hand in Hand: Schweizerinnen, die bekanntlich bis 1971 nicht mal als gleichberechtigte Mitbürger akzeptiert waren, wurden noch in den 1950er Jahren ausgebürgert, wenn sie Ausländer heirateten. Die Gastarbeit wiederum schuf die strukturellen Bedingungen dafür, dass Schweizer Arbeiterinnen den Arbeitsplatz gegen den Herd im Idyll der bürgerlichen Kleinfamilie eintauschten konnten, oder mussten. Kurz: Das System der Gastarbeit gab der Schweiz die Möglichkeit sich wiederum neu zu erfinden und zwar als konsumorientierte, patriarchale und ethnisch homogene Mittelschichtsgesellschaft im Kalten Krieg.
Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass der Nationalstaat trotz internationaler Migration und Globalisierung nicht einfach von der Weltbühne verschwindet, sondern sich transformiert. Er bildet weiterhin einen primären politischen und kulturellen Referenzrahmen für Ansprüche auf Rechte und auf Teilhabe. Aber es ist noch lange nicht entschieden, wohin die Reise geht. Nationalstaat heisst nicht automatisch Rechtsstaat oder Demokratie. Demokratie muss immer wieder erkämpft und erstritten werden, dass wissen die Schweizer Frauen, aber auch Migrant*innen: Ab den 1970er Jahren haben auf Gemeindeebene und in den Städten soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Initiativen, in denen migrantische und nicht-migrantische Akteur*innen zusammengearbeitet haben, im Namen der Integration Einiges im Sinne der Inklusion von Einwanderungsrealitäten erreicht. Im Alltag, das heisst in den Wohnzimmern, Schulräumen, Betrieben, Strassen, Clubs, Gemeindezentren und Vereinen pulsiert heute längst die gelebte Vielfalt einer #NeuenSchweiz, in der die Unterscheidung Schweizer/Ausländer zunehmend keinen Sinn mehr macht. Doch gewonnene Freiräume und Rechte können auch wieder verloren werden. Die Volksabstimmungen der letzten Jahre, die restriktive Integrationslogik des „Förderns und Forderns“ sowie die vergebene Chance der Bürgerrechtsrevision zeigen, dass die Zeiten der „Schweizermacher“ noch nicht überwunden sind.
Was bleibt von diesem kurzen historischen Exkurs: Sowohl das 1291er als auch die 1848er Selbstbild der Schweiz blenden die Migrationsgeschichte und das koloniale Erbe grösstenteils aus, und damit auch das Fortleben von Rassismus und problematischer globaler Wirtschaftsverflechtungen bis in die Gegenwart. Diese heute in der politischen und medialen Öffentlichkeit vorherrschende Betriebsblindheit gegenüber den Schattenseiten des "Erfolgsmodells Schweiz" hat ihren Preis. Viele Mitmenschen in der Schweiz werden wenn überhaupt nur als Statisten wahrgenommen – wie zuletzt bei den Abstimmungen um Minarette, Masseneinwanderung und Ausschaffung. In den Erzählungen von 1291 und 1848 bleiben viele Bewohner*innen der Schweiz fremd und ohne eigene Stimme. Entweder sind sie eine Bedrohung oder sie müssen die Schweiz bereichern, entweder Täter oder Opfer. Alternative Geschichten der Schweiz sind kaum präsent und zählen nicht. Struktureller Rassismus kann in der Öffentlichkeit kaum sachlich thematisiert werden. Dabei wäre es notwendig, sich auch mit dieser Realität der Schweiz politisch, kulturell und wissenschaftlich auseinanderzusetzen, um so einen ehrlichen Neuanfang wagen zu können.
In der Schweiz sind in den letzten Jahren viele neue (post)migrantische, postkoloniale, migrations- und flüchtlingspolitische Stimmen laut geworden und zivilgesellschaftliche Projekte entstanden, die Mut machen und zeigen, dass sich das Rad der Zeit nicht einfach zurückdrehen lässt. Wir alle tragen Verantwortung, in welche Richtung es gehen soll. Mit dem Gesprächsangebot #NeueSchweiz mischt sich INES in das Gesellschaftsprojekt Schweiz ein.
Die Schweiz ist eine Willensnation, heisst es. Wir nehmen diesen Nationalmythos bei Wort und wollen einen gemeinsamen Neuanfang. Wer will noch?
Benedict R. Anderson, Imagined Communities. Reflections on the Origin and Spread of Nationalism, (London: Verso, 1991).
Regula Argast, Staatsbürgerschaft und Nation. Ausschliessung und Integration in der Schweiz, 1848-1933, (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2007).
Jutta Aumüller, Assimilation. Kontroversen um ein migrationspolitisches Konzept, (Bielefeld: transcript, 2009).
Kijan Espahangizi und Halua Pinto de Magalhaes, 'Vergesst 1291 und 1848!', (Die ZEIT Schweiz, 1. Oktober 2014).
Rohit Jain und Shalini Randeria, ''Wider den Migrationskomplex – Perspektiven auf eine andere Schweiz'', in: Sozialalmanach 2015. Das Caritas-Jahrbuch zur sozialen Lage der Schweiz (Luzern: Caritas-Verlag, 2015), 199-210.
Patrick Kury, Über Fremde reden. Überfremdungsdiskurs und Ausgrenzung in der Schweiz 1900-1945, (Zürich: Chronos, 2003).
Patricia Purtschert und Harald Fischer-Tiné (Hg.), Colonial Switzerland. Rethinking Colonialism from the Margins, (Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2015).
Jakob Tanner, Geschichte der Schweiz im 20. Jahrhundert, (München: Beck, 2015).
Andreas Zangger, Koloniale Schweiz. Ein Stück Globalgeschichte zwischen Europa und Südostasien, 1860–1930, (Bielefeld: Transcript Verlag, 2011).
Mittwoch, 8. Juni 2022
Von Tino Plümecke
Sind Rassismen heutzutage vor allem kulturalistisch? Ist biologischer Rassismus entsprechend heute nicht mal mehr am rechten Rand gängig, weil auch dort eher von einer essentiellen Diversität der Kulturen ausgegangen wird? Aufbauend auf dem Beitrag von Cenk Akdoganbulut zu Rassismus ohne «Rasse» wird in diesem Essay der Frage nachgegangen, welche Rolle Biologie in gegenwärtigen Rassifizierungen und Rassismen spielt und dafür plädiert, Kultur und Biologie nicht als Entweder-oder, sondern als üblicherweise verknüpft zu fassen.
Glossar
Glossar #NeueSchweiz
Das Glossar #NeueSchweiz ist eine Sammlung von Konzepten, die uns helfen, gewisse gesellschaftliche Ereignisse rund um Migration, Vielfalt und Rassismus in der Schweiz besser zu verstehen – fundiert, kritisch und vielstimmig. Es handelt sich dabei nicht um statische Begriffe, sondern um Ideen, die in stetiger Bewegung sind. Ausgangslage der Sammlung bilden die beiden Einträge #NeueSchweiz und #DeepDiversity. Die folgenden Monate kommen laufend weitere hinzu.
Mittwoch, 1. Juni 2022
Von Cenk Akdoganbulut
Der Historiker Cenk Akdoganbulut widmet sich in seinem aktuellen Beitrag kulturalistischen Ausprägungen des Rassismus in der Schweiz: Ist es rassistisch von der Unterschiedlichkeit von Kulturen zu sprechen? Kommt der Rassismus von den rechtsextremen Rändern der Gesellschaft? Nach dem Zweiten Weltkrieg fand nicht nur ein Wandel des Rassismus, sondern auch des rechtsradikalen Spektrums statt. Die Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Entwicklungen werden aber oft unbeachtet gelassen.
Donnerstag, 19. Mai 2022
Von Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
Samstag, 7. Mai 2022
Von Charles Heller
Charles Heller schreibt in seinem englischsprachigen Beitrag im HANDBUCH NEUE SCHWEIZ zum europäischen Grenzregime: «In dem Versuch, das Mittelmeer zu kontrollieren, haben die europäischen Küstenstaaten, zu denen sich später Frontex (die europäische Grenzschutzagentur) und eine wachsende Zahl internationaler Militäroperationen gesellten, ein breites Spektrum an militärischen Grenzdurchsetzungspraktiken und -techniken eingesetzt, um die Bewegungen der Migranten einzudämmen und zu kanalisieren, wodurch das Meer zu einer riesigen Grenzzone wurde.»
Sonntag, 1. Mai 2022
Von Halua Pinto de Magalhães
Vor 20 Jahren machte die damalige Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer die «Secondo», die Jugendlichen der sogenannten zweiten Ausländer*innengeneration, für die Ausschreitungen im Nachgang des 1. Mai Umzugs verantwortlich. Der Begriff «Secondo», der von den Medien bereitwillig aufgenommen wurde, stand fortan für ein angeblich vorhandenes gesellschaftliches Problem. Als Reaktion darauf schlossen sich verschiedene Personen der «zweiten Ausländer*innengeneration» zusammen mit dem Ziel, den Begriff erneut mit einer positiven Bedeutung zu versehen und auf die Diskriminierung von Seconda/Secondo aufmerksam zu machen.
Samstag, 30. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im Teil 1 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making thematisierten Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Hier ist nun die Fortsetzung der Diskussion.
Samstag, 23. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.
Freitag, 25. Februar 2022
Von Tino Plümecke & Linda Supik
Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Von Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Freitag, 10. September 2021
Von Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
Sonntag, 20. Juni 2021
Von Institut Neue Schweiz
Ein Viertel der Schweizer Bevölkerung hat keine Schweizer Staatsangehörigkeit, obwohl sie in der Schweiz zum gemeinschaftlichen Leben beitragen. Dies möchte der Verein Aktion Vierviertel ändern. Die Aktion Vierviertel wurde von einem zivilgesellschaftlichen Bündnis, das von INES unterstützt wird, angestossen und aufgebaut. Sie fordert das automatische Bürgerrecht für alle, die hier geboren sind, und ein Grundrecht auf Einbürgerung für die, die seit vier Jahren hier leben.
Dienstag, 15. Juni 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
«We Talk. Schweiz ungefiltert» wurde im Frühling 2021 vom Förderverein des Institut Neue Schweiz, dem Berner Rassismus Stammtisch und dem Kollektiv Ostwind - Ostschweiz mit Migrationsvorsprung ins Leben gerufen. Bei We Talk sprechen Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung miteinander: «Ungefiltert, reflektiert und kritisch.» Gestern wurde im Rahmen des Frauen*streiks die zweite Folge lanciert.
Donnerstag, 3. Juni 2021
Von Inés Mateos
Im 2019 starteten das Literaturhaus und die Kaserne Basel mit dem Institut Neue Schweiz INES das Projekt Atelier Neue Schweiz Basel, bei dem die Öffnung hin zur postmigrantischen Schweiz der beiden Kulturhäuser im Zentrum stand. Über den angestossenen Transformationsprozess spricht Inés Mateos von INES mit Sandro Lunin, dem Leiter Kaserne Basel, und mit Katrin Eckert, der Leiterin des Literaturhaus Basel. Hier kann das Gespräch angesehen werden. Auf der Grundlage der Erfahrungen des Projekts sind zehn Empfehlungen erarbeitet worden.
Dienstag, 1. Juni 2021
Von Institut Neue Schweiz
Obwohl die Schweiz vielfältig ist, sind Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung, People of Color, Stimmen mit Akzenten und «ausländisch» klingenden Namen in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekt aufzubauen. In einem Webinar, das von den Neuen Schweizer Medienmacher*innen und Lucify.ch in Zusammenarbeit mit dem Institut Neue Schweiz INES organisiert wurde, kamen sie miteinander ins Gespräch. Hier kann das Video angesehen werden.
Sonntag, 30. Mai 2021
Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
Donnerstag, 20. Mai 2021
Von Cathrine Lutz, Co-Leiterin Projekt «Schul-Geschichte der Neuen Schweiz»
Postmigrantische Schulgeschichten der Neuen Schweiz - Mitwirkende an der Geschichtensammlung erzählen von ihren Erlebnissen in der Schule.
Donnerstag, 15. April 2021
Von Asmaa Dehbi
Am 7. März 2021 hat die Schweizer Stimmbevölkerung über die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» abgestimmt. An einem Freitagabend kurz vor der Abstimmung sprechen junge Muslim*innen auf der Zürcher Jugendplattform «Project Träff» darüber, wie sie die Diskussionen rund um das Thema Verhüllung wahrnehmen.
Freitag, 1. Mai 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.
Freitag, 6. März 2020
Von Halua Pinto de Magalhães
Aufgrund des Corona-Virus wurde dieses Jahr unter anderem die Basler Fasnacht abgesagt. Die Kritik der antirassistischen Bewegung an der Fasnacht bleibt. Es stellt sich insbesondere immer noch die Frage, weshalb diese sogenannten Traditionen sowohl bei ihren Kritikern, als auch bei eingeschworenen FasnächtlerInnen so viele Emotionen auslösen. Halua Pinto de Magalhães sucht auf dem INES Blog „Stimmen der Neuen Schweiz“ nach antworten.
Dienstag, 21. Januar 2020
Von Uğur Gültekin
Der Filmemacher Samir und Uğur Gültekin (INES-Institutsleitung und Journalist) tauschen sich in diesem postmigrantischen Generationengespräch über das Erwachsenwerden in unterschiedlichen Jahrzehnten aus. Dabei entdecken sie Gemeinsamkeiten, blicken auf hoffnungsspendende Momente zurück und werden über den Fakt überrascht, dass sie ohne sich zu kennen, durch die Arbeit des anderen empowert wurden.
Montag, 15. Juli 2019
Von Tarek Naguib
Angelo Maiolino war Dozent und wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für politische Philosophie der Universität Zürich. Gegenwärtig arbeitet der Familienvater als Gymnasiallehrer an einer Zürcher Kantonsschule. Im Jahr 2011 hat er das Buch „Als die Italiener noch Tschinggen waren“ im Rotpunktverlag publiziert. Drei Jahre später erschien seine Doktorarbeit mit dem Titel „Politische Kultur in Zeiten des Neoliberalismus“ im Transcript Verlag. Tarek Naguib hat Angelo Maiolino getroffen und mit ihm zurückgeschaut auf die Schwarzenbach-Initiative und die Lebensrealitäten von italienischen Gastarbeitern in der Schweiz und gefragt was diese Erfahrungen für die Gegenwart und die Zukunft der Migrationsgesellschaft Schweiz bedeuten.
Donnerstag, 16. Mai 2019
Von Mohamed Wa Baile und Ellen Höhne
»Hautverdächtig« ist die theatralische Dokumentation und Reinszenierung eines Schweizer Gerichtsfalls zu Racial Profiling, der im Jahr 2015 begann und mittlerweile vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anhängig ist. Dieser experimentelle Text bringt die institutionalisierte Diskriminierungspraxis der Polizei ans Licht, in der täglich Menschen verdächtigt, willkürlich aufgehalten und als Rassisierte ausgeschlossen werden.
Donnerstag, 8. April 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
memleket Folge 10: Von wegen Chancengleichheit! Ein Gespräch mit Aygül Pala
Montag, 15. Juni 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Seit George Floyd durch rassistische Polizeigewalt in den USA ums Leben gebracht wurde, ist die Solidarität mit der Black Lives Matter-Bewegung auch in der Schweiz deutlich spürbar, in öffentlichen Debatten, auf der Strasse und persönlichen Gesprächen. Das Institut Neue Schweiz (INES) solidarisiert sich mit diesen Protesten und dem Kampf gegen einen spezifischen anti-Schwarzen Rassismus.
Freitag, 9. April 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
memleket Folge 11: Wir sind die Mehrheit - mit Albina Muhtari
Mittwoch, 9. September 2020
Von Friends of INES aka FRINES, Mardoché Kabengele
*Am 22. August zeigte das gratis Openairkino „Kino im Kocher“ den Film „Do the Right Thing vom Schwarzen Regisseur, Produzenten und Schauspieler Spike Lee. Sie wollten für das diesjährige Event eine klare Position gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus beziehen. Das Institut Neue Schweiz (INES) und sein Förderverein Friends of INES (FrINES) waren mit einer Eröffnungsrede von Mardoché Kabengele und Lucía Aguilar und einem Stand vor Ort. **
Dienstag, 2. März 2021
Von Institut Neue Schweiz
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.
Mittwoch, 8. Juni 2022
Von Tino Plümecke
Sind Rassismen heutzutage vor allem kulturalistisch? Ist biologischer Rassismus entsprechend heute nicht mal mehr am rechten Rand gängig, weil auch dort eher von einer essentiellen Diversität der Kulturen ausgegangen wird? Aufbauend auf dem Beitrag von Cenk Akdoganbulut zu Rassismus ohne «Rasse» wird in diesem Essay der Frage nachgegangen, welche Rolle Biologie in gegenwärtigen Rassifizierungen und Rassismen spielt und dafür plädiert, Kultur und Biologie nicht als Entweder-oder, sondern als üblicherweise verknüpft zu fassen.
Mittwoch, 1. Juni 2022
Von Cenk Akdoganbulut
Der Historiker Cenk Akdoganbulut widmet sich in seinem aktuellen Beitrag kulturalistischen Ausprägungen des Rassismus in der Schweiz: Ist es rassistisch von der Unterschiedlichkeit von Kulturen zu sprechen? Kommt der Rassismus von den rechtsextremen Rändern der Gesellschaft? Nach dem Zweiten Weltkrieg fand nicht nur ein Wandel des Rassismus, sondern auch des rechtsradikalen Spektrums statt. Die Wechselwirkungen zwischen diesen beiden Entwicklungen werden aber oft unbeachtet gelassen.
Samstag, 7. Mai 2022
Von Charles Heller
Charles Heller schreibt in seinem englischsprachigen Beitrag im HANDBUCH NEUE SCHWEIZ zum europäischen Grenzregime: «In dem Versuch, das Mittelmeer zu kontrollieren, haben die europäischen Küstenstaaten, zu denen sich später Frontex (die europäische Grenzschutzagentur) und eine wachsende Zahl internationaler Militäroperationen gesellten, ein breites Spektrum an militärischen Grenzdurchsetzungspraktiken und -techniken eingesetzt, um die Bewegungen der Migranten einzudämmen und zu kanalisieren, wodurch das Meer zu einer riesigen Grenzzone wurde.»
Samstag, 30. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im Teil 1 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making thematisierten Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Hier ist nun die Fortsetzung der Diskussion.
Freitag, 25. Februar 2022
Von Tino Plümecke & Linda Supik
Der Anstieg der Todesfälle bei Menschen ohne Schweizer Pass ist mit 21,8 Prozent während des Pandemie-Jahres 2020 fast doppelt so hoch wie der von Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit. Während die Sterberate bei Frauen mit Schweizer Staatsangehörigkeit in den untersuchten Altersgruppen 45- bis 64-Jährige und 65- bis 74-Jährige leicht abnahmen, stiegen die Sterberaten bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit im Vergleich zum Vorjahr deutlich an. Dies ergibt eine Auswertung der statistischen Daten des Bundes durch unsere Gastautor*innen Tino Plümecke und Linda Supik.
Montag, 29. November 2021
Von Institut Neue Schweiz
Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ (Diaphanes Verlag) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich - voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit. Es schafft eine vielstimmige Plattform, die zum Nachdenken, zum Gespräch und zur Diskussion einladen möchte - und die vor allem Mut machen soll: solidarisch und selbstkritisch. Wer sich ein Bild machen möchte, kann hier die Einleitung lesen.
Sonntag, 20. Juni 2021
Von Institut Neue Schweiz
Ein Viertel der Schweizer Bevölkerung hat keine Schweizer Staatsangehörigkeit, obwohl sie in der Schweiz zum gemeinschaftlichen Leben beitragen. Dies möchte der Verein Aktion Vierviertel ändern. Die Aktion Vierviertel wurde von einem zivilgesellschaftlichen Bündnis, das von INES unterstützt wird, angestossen und aufgebaut. Sie fordert das automatische Bürgerrecht für alle, die hier geboren sind, und ein Grundrecht auf Einbürgerung für die, die seit vier Jahren hier leben.
Donnerstag, 3. Juni 2021
Von Inés Mateos
Im 2019 starteten das Literaturhaus und die Kaserne Basel mit dem Institut Neue Schweiz INES das Projekt Atelier Neue Schweiz Basel, bei dem die Öffnung hin zur postmigrantischen Schweiz der beiden Kulturhäuser im Zentrum stand. Über den angestossenen Transformationsprozess spricht Inés Mateos von INES mit Sandro Lunin, dem Leiter Kaserne Basel, und mit Katrin Eckert, der Leiterin des Literaturhaus Basel. Hier kann das Gespräch angesehen werden. Auf der Grundlage der Erfahrungen des Projekts sind zehn Empfehlungen erarbeitet worden.
Sonntag, 30. Mai 2021
Von Institut Neue Schweiz und Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich
In der Schweiz können seit je her Menschen, die hier geboren und aufgewachsen sind, ausgeschafft werden. Nur weil sie den Schweizer Pass nicht besitzen. Mit Annahme der Ausschaffungsinitiative und Verschärfungen im Bürgerrecht hat sich die Situation noch mehr verschlechtert. Rechtsanwalt Babak Fargahi, Filmhistorikerin Marcy Goldberg, Buket Bicer-Zimmermann, Schwester eines in die Türkei ausgeschafften Secondo, und Ständerat Paul Rechsteiner haben am 24. Mai 2021 im Rahmen der Veranstaltungsreihe Kosmopolitics über diese Missstände gesprochen. Hier kann das Video angesehen werden.
Donnerstag, 15. April 2021
Von Asmaa Dehbi
Am 7. März 2021 hat die Schweizer Stimmbevölkerung über die Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» abgestimmt. An einem Freitagabend kurz vor der Abstimmung sprechen junge Muslim*innen auf der Zürcher Jugendplattform «Project Träff» darüber, wie sie die Diskussionen rund um das Thema Verhüllung wahrnehmen.
Freitag, 6. März 2020
Von Halua Pinto de Magalhães
Aufgrund des Corona-Virus wurde dieses Jahr unter anderem die Basler Fasnacht abgesagt. Die Kritik der antirassistischen Bewegung an der Fasnacht bleibt. Es stellt sich insbesondere immer noch die Frage, weshalb diese sogenannten Traditionen sowohl bei ihren Kritikern, als auch bei eingeschworenen FasnächtlerInnen so viele Emotionen auslösen. Halua Pinto de Magalhães sucht auf dem INES Blog „Stimmen der Neuen Schweiz“ nach antworten.
Montag, 15. Juli 2019
Von Tarek Naguib
Angelo Maiolino war Dozent und wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für politische Philosophie der Universität Zürich. Gegenwärtig arbeitet der Familienvater als Gymnasiallehrer an einer Zürcher Kantonsschule. Im Jahr 2011 hat er das Buch „Als die Italiener noch Tschinggen waren“ im Rotpunktverlag publiziert. Drei Jahre später erschien seine Doktorarbeit mit dem Titel „Politische Kultur in Zeiten des Neoliberalismus“ im Transcript Verlag. Tarek Naguib hat Angelo Maiolino getroffen und mit ihm zurückgeschaut auf die Schwarzenbach-Initiative und die Lebensrealitäten von italienischen Gastarbeitern in der Schweiz und gefragt was diese Erfahrungen für die Gegenwart und die Zukunft der Migrationsgesellschaft Schweiz bedeuten.
Donnerstag, 8. April 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
memleket Folge 10: Von wegen Chancengleichheit! Ein Gespräch mit Aygül Pala
Freitag, 9. April 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
memleket Folge 11: Wir sind die Mehrheit - mit Albina Muhtari
Dienstag, 2. März 2021
Von Institut Neue Schweiz
Die Neue Schweiz ist längst da – voller Migration, Vielfalt und Mehrfachzugehörigkeit! Sie muss nur sichtbar und erfahrbar gemacht werden. Das HANDBUCH NEUE SCHWEIZ, das voraussichtlich im Herbst 2021 erscheint, bietet eine Standortbestimmung zu laufenden postmigrantischen, rassismuskritischen und intersektionalen Debatten und Visionen und vereint visionäre Essays, biografische Stories und literarische Texte mit einer Vielfalt von künstlerischen Bildbeiträgen. Ein Glossar und Random Facts versammeln praktische Werkzeuge für alltägliche und fachliche Gespräche und Debatten.
Glossar
Glossar #NeueSchweiz
Das Glossar #NeueSchweiz ist eine Sammlung von Konzepten, die uns helfen, gewisse gesellschaftliche Ereignisse rund um Migration, Vielfalt und Rassismus in der Schweiz besser zu verstehen – fundiert, kritisch und vielstimmig. Es handelt sich dabei nicht um statische Begriffe, sondern um Ideen, die in stetiger Bewegung sind. Ausgangslage der Sammlung bilden die beiden Einträge #NeueSchweiz und #DeepDiversity. Die folgenden Monate kommen laufend weitere hinzu.
Donnerstag, 19. Mai 2022
Von Fanny de Weck & Tarek Naguib
Fanny de Weck und Tarek Naguib diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des Rechts im Kampf um ein Ausländer-, Asyl- und Bürgerrecht frei von Willkür und dafür mehr Gerechtigkeit. Dabei sind sie sich nicht immer einig, was mit einem Rechtsstreit vor Gericht erreicht werden kann und was nicht: wo seine Potenziale und wo seine Grenzen liegen? Letztlich geht es ihnen aber beiden darum, dass die Grund- und Menschenrechte von Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung auch umgesetzt werden - und dafür muss gekämpft werden.
Sonntag, 1. Mai 2022
Von Halua Pinto de Magalhães
Vor 20 Jahren machte die damalige Zürcher Polizeivorsteherin Esther Maurer die «Secondo», die Jugendlichen der sogenannten zweiten Ausländer*innengeneration, für die Ausschreitungen im Nachgang des 1. Mai Umzugs verantwortlich. Der Begriff «Secondo», der von den Medien bereitwillig aufgenommen wurde, stand fortan für ein angeblich vorhandenes gesellschaftliches Problem. Als Reaktion darauf schlossen sich verschiedene Personen der «zweiten Ausländer*innengeneration» zusammen mit dem Ziel, den Begriff erneut mit einer positiven Bedeutung zu versehen und auf die Diskriminierung von Seconda/Secondo aufmerksam zu machen.
Samstag, 23. April 2022
Von Rahel El-Maawi, Rohit Jain, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib
Die Arbeit des Institut Neue Schweiz INES ist vom Wunsch geprägt, laufende Debatten zu Migration, Diversität und Antirassismus zu dokumentieren, verschiedene Ansätze in Austausch zu bringen und offene strategische Fragen zu diskutieren. Im folgenden Gespräch thematisieren Rahel El-Maawi, Franziska Schutzbach, Tarek Naguib und Rohit Jain Fragen rund um Identitätspolitik, Repräsentation und Intersektionalität und verbinden diese miteinander. Ein Blogbeitrag in zwei Teilen. Zum Teil 2 des Gesprächs zu Antirassismus in the Making.
Donnerstag, 23. Dezember 2021
Von Institut Neue Schweiz
In diesem letzten Blog-Beitrag im 2021 geben wir einen Einblick in die vier Vernissagen zum jüngst erschienenen HANDBUCH NEUE SCHWEIZ. Uns war es wichtig, Themen aufzugreifen, die das Institut Neue Schweiz INES auch im kommenden Jahr beschäftigen werden: ein neues Bürgerrecht, eine vielstimmige Bürger:innenschaft, diskriminierungsfreie Teilhabe und eine Schweiz, die für ihr globales Handeln Verantwortung übernimmt.
Freitag, 10. September 2021
Von Anisha Imhasly
An einem Samstagnachmittag anfangs Juni fanden sich rund fünfzig Menschen in der Gessnerallee Zürich ein, um auf Einladung von INES unter dem Titel „Demokratie und Vielfalt in der Kultur – eine kulturpolitische Debatte“ zu erfahren, wie es um diese Vielfalt in der Kultur bestellt ist. Dies vor dem Hintergrund eines zentralen Anliegens seitens INES: Nämlich, dass sich die demografische Realität der Schweiz in seinen Institutionen – etwa in Politik und Verwaltung, Recht, Medien, Bildung und Kultur – viel stärker abbilden muss. Was hier folgt, ist eine subjektive Einordnung der Diskussionen bzw. einige weiterführende Gedanken zum Thema.
Dienstag, 15. Juni 2021
Von Stimmen der Neuen Schweiz
«We Talk. Schweiz ungefiltert» wurde im Frühling 2021 vom Förderverein des Institut Neue Schweiz, dem Berner Rassismus Stammtisch und dem Kollektiv Ostwind - Ostschweiz mit Migrationsvorsprung ins Leben gerufen. Bei We Talk sprechen Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung miteinander: «Ungefiltert, reflektiert und kritisch.» Gestern wurde im Rahmen des Frauen*streiks die zweite Folge lanciert.
Dienstag, 1. Juni 2021
Von Institut Neue Schweiz
Obwohl die Schweiz vielfältig ist, sind Menschen mit Migrationsgeschichte und Rassismuserfahrung, People of Color, Stimmen mit Akzenten und «ausländisch» klingenden Namen in den Medien stark unterrepräsentiert. Zunehmend mehr Initiativen nehmen diese Missstände als Anlass, eigene Projekt aufzubauen. In einem Webinar, das von den Neuen Schweizer Medienmacher*innen und Lucify.ch in Zusammenarbeit mit dem Institut Neue Schweiz INES organisiert wurde, kamen sie miteinander ins Gespräch. Hier kann das Video angesehen werden.
Donnerstag, 20. Mai 2021
Von Cathrine Lutz, Co-Leiterin Projekt «Schul-Geschichte der Neuen Schweiz»
Postmigrantische Schulgeschichten der Neuen Schweiz - Mitwirkende an der Geschichtensammlung erzählen von ihren Erlebnissen in der Schule.
Freitag, 1. Mai 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Die Corona-Pandemie ist nicht nur eine gesundheitliche, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise. Viele Menschen sind von Arbeitslosigkeit bedroht, werden auf Sozialhilfe angewiesen sein und müssen Schulden aufnehmen, auch in der Schweiz. Das hat massive finanzielle und soziale Auswirkungen, aber auch – was viele nicht wissen – rechtliche Folgen. Bei Entscheiden zum Aufenthaltsstatus und zur Einbürgerung spielt das Kriterium ›wirtschaftliche Integration‹ eine massgebliche Rolle. Die Corona-Pandemie ist auch deswegen für viele eine existenzielle Bedrohung. Dies betrifft potenziell ein Viertel der Wohnbevölkerung, die kein Schweizer Bürgerrecht haben, aber das Land tagtäglich mittragen und mitgestalten.
Dienstag, 21. Januar 2020
Von Uğur Gültekin
Der Filmemacher Samir und Uğur Gültekin (INES-Institutsleitung und Journalist) tauschen sich in diesem postmigrantischen Generationengespräch über das Erwachsenwerden in unterschiedlichen Jahrzehnten aus. Dabei entdecken sie Gemeinsamkeiten, blicken auf hoffnungsspendende Momente zurück und werden über den Fakt überrascht, dass sie ohne sich zu kennen, durch die Arbeit des anderen empowert wurden.
Donnerstag, 16. Mai 2019
Von Mohamed Wa Baile und Ellen Höhne
»Hautverdächtig« ist die theatralische Dokumentation und Reinszenierung eines Schweizer Gerichtsfalls zu Racial Profiling, der im Jahr 2015 begann und mittlerweile vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte anhängig ist. Dieser experimentelle Text bringt die institutionalisierte Diskriminierungspraxis der Polizei ans Licht, in der täglich Menschen verdächtigt, willkürlich aufgehalten und als Rassisierte ausgeschlossen werden.
Montag, 15. Juni 2020
Von INES Institut Neue Schweiz
Seit George Floyd durch rassistische Polizeigewalt in den USA ums Leben gebracht wurde, ist die Solidarität mit der Black Lives Matter-Bewegung auch in der Schweiz deutlich spürbar, in öffentlichen Debatten, auf der Strasse und persönlichen Gesprächen. Das Institut Neue Schweiz (INES) solidarisiert sich mit diesen Protesten und dem Kampf gegen einen spezifischen anti-Schwarzen Rassismus.
Mittwoch, 9. September 2020
Von Friends of INES aka FRINES, Mardoché Kabengele
*Am 22. August zeigte das gratis Openairkino „Kino im Kocher“ den Film „Do the Right Thing vom Schwarzen Regisseur, Produzenten und Schauspieler Spike Lee. Sie wollten für das diesjährige Event eine klare Position gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus beziehen. Das Institut Neue Schweiz (INES) und sein Förderverein Friends of INES (FrINES) waren mit einer Eröffnungsrede von Mardoché Kabengele und Lucía Aguilar und einem Stand vor Ort. **